Grüezi mitenand!
- Marie Vogt
- 6. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Im 7. Modul unseres treibhaus-Jahres folgten wir dem Ruf der Berge – und Zürich hieß uns nicht nur mit strahlendem Sonnenschein willkommen, sondern auch mit pünktlichen Zügen und einem verlässlichen Fahrplan. Herzlich willkommen in der Schweiz!

Tag 01
Von der Idee zum Feinkonzept
Alle treibhäusler*innen trafen sich bei Live Lab – bei bester Laune und voller Vorfreude auf neue Impulse. Gemeinsam mit dem Konzeptionsteam Jonathan Schwarz (CD), Lena Fritz (Senior Concept) und Silvio Agueci (Concept) stellten wir uns der Herausforderung: „Von der Idee zur Feinkonzeption“. Doch wo endet eigentlich ein Grobkonzept – und wo beginnt die Feinkonzeption? Die Antwort:
Es gibt keinen festen Schnitt, sondern einen fließenden Übergang.
Besonders spannend war der Fokus auf dramaturgische Werkzeuge, die helfen, Konzepte zum Leben zu erwecken. Durch emotionale Highlights und narrative Spannung wird aus einer bloßen Idee eine erlebbare Inszenierung. Beim anschließenden Pizzadinner in der Agentur ging der Austausch weiter – dieses Mal ganz informell. In intensiven Gesprächen ging es um Kreativität, Wahrnehmung und innere Denkprozesse. In den Gesprächen hat sich gezeigt, dass einige beim Denken eine innere Stimme hören.
Manche lesen ihre Gedanken wie Untertitel in einem Film.
Manche haben keinen inneren Monolog und können sich auch keine Bilder vorstellen. Ein faszinierender Gedanke: Kreativität ist unabhängig von unserer inneren Wahrnehmung. Es gibt viele Wege, Ideen zu entwickeln – und keiner davon ist der einzig Richtige.
Tag 02
Atmosphäre & Healing Spaces
Kann Kunst heilsam sein?
Mit dieser Frage im Gepäck besuchten wir die Ausstellung im Kunsthaus Zürich. Dort tauchten wir ein in Refik Anadols „Glacier Dreams“ und Pipilotti Rists „Pixelwald Turicum“. Immersion bedeutet dabei nicht zwingend Technik oder KI. Auch Claude Monets impressionistische Werke mit markantem Pinselduktus können eine immersive Wirkung entfalten. Die digitalen Pixel von Anadol erinnern in ihrer Bewegung fast poetisch an Monets Farbtupfer.
Besonders beeindruckend war, wie unterschiedlich Räume wirken – und wie stark wir emotional auf sie reagieren. Zwischen leuchtenden LED-Installationen, träumerischen Wänden und multisensorischen Erlebnissen war die Gruppe sich einig: Ja, Immersion kann heilsam sein.
Sie erlaubt es uns, für einen Moment aus dem Alltag auszusteigen und neue Perspektiven zu erleben. Barbara Mutzbauer - Creative Director, aroma - brachte es auf den Punkt:
Was der Körper macht, macht der Geist. Atmosphäre ist ein ständiger Dialog zwischen Raum, Zeit und Subjekt – sie ist allgegenwärtig und unausweichlich.
Die Agentur aroma war selbst ein solches Erlebnis. Eine kreative Wunderwelt mit eigener Druckerei, bunten Textilproben und einer Rutsche mitten in der Werkstatt. Wir waren uns einig, dass hier Atmosphäre nicht nur gedacht, sondern gelebt wird.
Abgerundet wurde der Tag mit einem ESC Public Viewing. Zur Einstimmung auf das Event wurde „Rise like a Phoenix“ von einer Dragqueen auf schwizerdütsch performt. Dieses Erlebnis riss uns vom Hocker, ganz im Gegensatz zur Jury, die von dem deutschen Auftritt nicht weggeballert wurde.
Tag 03
Design Thinking
„Wenn ich Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“
Mit diesem Zitat von Henry Ford starteten wir gemeinsam mit Philipp Eggenberger (Strategy Consultant) und Juliane Weigel (Senior Concept) von standig ovation in den Tag – und mitten hinein in den Design Thinking-Prozess.
Die zentrale Erkenntnis: 90 % unserer Entscheidungen treffen wir unterbewusst. Um diese tiefen Bedürfnisse zu verstehen, müssen wir rationale Schutzmechanismen umgehen.
Mithilfe tiefenpsychologischer Interviewtechniken entwickelten wir einen Interviewleitfaden, um die Zielgruppe der WTF25 besser zu verstehen.
In Kleingruppen führten wir Gespräche mit Personen aus der Branche. Das Ergebnis war klar: Die WTF-Zielgruppe will inspiriert werden, sich beteiligen und zugehörig fühlen. Sie ist sensibel für Authentizität und reagiert allergisch auf aufgesetzte Inszenierungen oder leere Worthülsen. Sie sucht Beteiligung statt Beschallung, Gemeinschaft statt Wettbewerb – und echte Werte statt Show.
Tag 04
Corporate Exhibition
Unser letzter Tag führte uns nach Basel – in die Stadt, in der Österreich nur wenige Tage zuvor ESC-Geschichte geschrieben hatte. Dort besuchten wir den Primeo Energie Kosmos – ein interaktives Ausstellungserlebnis rund um Energie, Klima und Zukunft. Der Kosmos sensibilisiert auf eindrucksvolle Weise für die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels und macht komplexe Inhalte auf eine generationsgerechte, multisensorische Weise erfahrbar.
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit Bellprat Partner realisiert – einer Agentur, die sich auf Szenografie spezialisiert hat. Bellprat gestaltet Räume, in denen Inhalte, Emotionen und Atmosphären nicht nur vermittelt, sondern durch alle Sinne erlebbar gemacht werden. Ihr Anspruch ist es, nicht nur rational zu informieren, sondern emotional zu prägen. Dieser Anspruch wurde bei den treibhäusler*innen vollends erfüllt. Gemeinsam mit dem Bellprat Team und dem Verantwortlichen auf Kundenseite bei Primeo durften wir unsere Ideen für einen Brand Pop Up Store zum Thema "Reduktion des Energieverbrauchs" diskutieren und challengen.
Markus Göb (Co-CEO), Arnau Bellprat (Creative Director und Partner) und Marion Häring (Szenografin) nahmen uns außerdem mit in die EXPO Experience der Schweiz in Osaka. Mit leuchtenden Augen und aufgeladen mit tollen Eindrücken verließen wir die Räume.
Vier intensive Tage voller Impulse, Begegnungen und Erlebnissen. Wir haben gelernt, dass Kreativität viele Wege kennt – und jeder Mensch auf seine ganz eigene Weise denkt, fühlt und gestaltet. Wir haben gespürt, wie Räume wirken, wie Atmosphäre entsteht und wie entscheidend es ist, Menschen nicht nur mitzudenken, sondern mitzunehmen. Ob mit Design Thinking, dramaturgischen Werkzeugen oder einem Spaziergang durch den Pixelwald, am Ende geht es immer um echte Verbindung.
Konzepte werden dann lebendig, wenn sie berühren. Und heilsam wird Gestaltung, wenn sie Haltung zeigt.
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