Zwischen Apfelwein und Wolkenkratzern
- Jakob Greil
- 12. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Die Halbzeit ist erreicht und der treibhaus Jahrgang findet sich im feuchtfröhlichen Großstadtdschungel im Herzen von Europa wieder. Zwischen dicht bewucherten Apfelweinkneipen und hochmodernen Wolkenkratzern erwarten die treibhäusler*innen einige interessante neue Workshops und Inhalte. Man munkelt, dem einen oder anderen ist sogar eine Energiesparlampe aufgegangen?

Tag 1 Haltung trifft Klang – ein Auftakt mit Tiefgang und Taktgefühl
Kaum angekommen, ging’s direkt rein ins Thema, das oft mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt – und genau deshalb ganz oben auf die Agenda gehört: Nachhaltigkeit. Gemeinsam mit den Allstars Helen Dreesen und Stella Funk von Jazzunique haben wir diskutiert, was nachhaltiges Handeln im Eventkontext wirklich bedeutet – jenseits von Buzzwords und grüner Deko.
Wir haben uns gefragt: Woran erkenne ich ein nachhaltiges Event? Welche Stellschrauben gibt’s, um spürbar ökologischer zu arbeiten? Und vor allem: Wie bringt man Haltung statt Haken dran? Jazzunique sieht Nachhaltigkeit nicht als Kür, sondern als Kern – und so wurde auch der Workshop selbst auf den Prüfstand gestellt. In einer praxisnahen Wesentlichkeitsanalyse haben wir analysiert, wo wir stehen – und was wir noch besser machen können.
Nach so viel Selbstreflexion wurde es Zeit für neue Energie – und neue Frequenzen.
Am Abend ging’s ins MOMEM, dem Museum Of Modern Electronic Music, wo DJ Yesta uns in die Welt der elektronischen Klangerzeugung eingeführt hat. Im „Electronic Classroom“ haben wir selbst Hand angelegt: Step-Sequencer programmiert, analoge Drum Machines ausprobiert und eigene Beats gebaut – irgendwo zwischen Hip-Hop, Electro und Techno. Ein kreativer Kontrast zum Nachmittag, der gezeigt hat: Ausdruck braucht nicht viel – nur ein paar präzise gesetzte Impulse. Ob im Konzept oder im Takt.
Tag 2 Technik, Trends & Trillerpfeife – von der Zukunft ins Jetzt
Was ist eigentlich Technik – Mittel zum Zweck oder Bühne der Inszenierung? Und wie gehen wir als Kreative damit um? Mit Lukas Höh und Isabell Rütten sind wir in die Welt zwischen Hologrammen, Drohnen, IoT und anderen Buzzwords eingetaucht – auf der Suche nach dem, was davon wirklich Relevanz hat. Aber Moment mal:
Was ist überhaupt ein Trend? Nur ein Hype – oder ein Fingerzeig auf das, was kommt?
Mit geschärftem Trendradar und kritischem Blick haben wir uns durch Signale und Szenarien gearbeitet. Denn: Trends sind keine Glaskugel, sondern ein Werkzeug. Sie helfen uns, Technologien frühzeitig zu verstehen – und in relevante Konzepte für Marken zu übersetzen.
Nach der Theorie ging’s in die Praxis: DAS TOOL (Ja, es heißt wirklich so.) Ähnlich zur 6-3-5-Methode bringt es in kürzester Zeit viele Ideen auf den Tisch – demokratisch, strukturiert, mit Raum für alle Perspektiven. Jeder pitcht, jeder hört zu und am Ende entstehen Konzepte, die von How bis Wow alles beinhalten.
Um 17 Uhr dann der Pfiff zur Halbzeit des treibhauses: Sabine greift zur Trillerpfeife und verkündet das Briefing für den großen Abschluss. Unsere Aufgabe: Ein Konzept für die Warsteiner Internationale Montgolfiade. Bitte was? Richtig gelesen. Mehr dazu im nächsten Blog.
Zum Tagesausklang: ein Fest für den Magen und die Seele. Frankfurt kann vieles – aber wenn’s um Essen geht, darf’s gern bodenständig sein. Haxen, Schnitzel mit Grüner Soße, Handkäs‘ mit Musik und frischer Spargel – dazu gute Gespräche, kalte Getränke und ganz plötzlich: Überraschungsbesuch einiger treibhaus-Alumni.
Tag 3
Kreativität, KI & kalte Drinks
„Prompt zum Glück“ – so das Motto, so die Mission: Ein ganzer Tag im Zeichen der generativen KI, hosted by Voss+Fischer und gestaltet von treibhaus-Alumni und Kreativ-Feingeist Jens Amschlinger. Wir starten direkt mit den ganz einfachen Fragen, du weißt schon:
Was darf KI? Was kann sie? Und was macht sie mit dem, was uns eigentlich ausmacht – unsere Kreativität? Wird irgendwann alles gleich, weil alle dieselben Tools nutzen? Und wie war das nochmal mit LLMs, Transformern und dem berühmten Rauschen?
Nach der Theorie wurde es handfest. Schawarma und Bowls noch nicht ganz verdaut, ging’s direkt ins kreative Doing: Moodboards bauen, Prompt-Strategien austüfteln, Bildstile entwickeln, Logos entwerfen, Event-Konzepte skizzieren – in Minuten, nicht in Tagen.
Nebenbei entstand ein neues Maskottchen fürs Treibhaus, ein fiktiver Gaming-Event samt Branding – und zum Abschluss dann noch das ganz große KI-Kino: Der Album-Release der Frankfurter Rapperin SHIBA wurde im Superstudio visualisiert, als wär’s ein realer Pitch. Die Learnings:
KI kann viel – aber sie kann uns nicht ersetzen. Sie ergänzt, beschleunigt, inspiriert. Wenn man weiß, wie man sie richtig füttert.
Zum krönenden Abschluss gab’s ein spätsommerliches Picknick im Grüneburgpark, Drinks und Dips inklusive. Und weil’s so schön war, noch einen Aperol im Café Central, bevor der harte treibhaus-Kern den Abend bei einem Absacker in der Doctor Flotte ausklingen ließ – inklusive KI-Philosophie, Prompt-Fails und den wildesten Zukunftsthesen.
Tag 4
Haltung zeigen – Süßes kriegen
Letzter Tag, letzte Runde – aber kein bisschen weniger Substanz. Mit Caroline Adolph von VOSS+FISCHER haben wir uns angeschaut, was wirklich zählt, wenn’s um Führung, Zusammenarbeit und den Umgang miteinander geht. Unter dem Titel „From fuck you to love you“ ging’s nicht um Kuschel-Kurs, sondern um echte Haltung: Offenheit, Zuhören, Reflexion.
Wer mit dem „Fuck you“ durchs Leben geht, weiß zwar alles besser – aber steht am Ende oft allein da. „Love you“ heißt: Ich bin offen für dein Denken, für dein Gefühl, für dein Feedback, statt Wissen als Abgrenzung zu nutzen. Uns wurde klar:
Verbindung entsteht durch Begegnung – nicht durch Selbstdarstellung. Und das ist in unserer Branche vielleicht die wichtigste Kompetenz überhaupt.
Zum Abschluss gab’s nochmal eine gemischte Tüte voller Gedanken, Erfahrungen und Lieblingssätze – direkt von treibhaus-Alumnus Janosch Rohrßen. Ein ehrlicher Blick zurück auf ein Jahr im treibhaus, auf Learnings, Stolpersteine und Aha-Momente. Zwischen Hogwarts-Vibes und Kreativ-Kapital:
Was man hier lernt, bleibt. Nicht nur auf dem Zettel – sondern im Kopf, im Herz und im Bauchgefühl.
Und mit dieser gemischten Tüte und vielen neuen Eindrücken ging’s dann langsam wieder Richtung Heimat.
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