Zwischen Highs und Flows – treibhaus in het Nederlands
- Silvio Agueci

- vor 3 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Manchmal flowt’s halt nicht. Ideen wollen nicht passen, Gedanken schwirren überall herum, nur nicht in die gewünschte Richtung. Und irgendwie inspiriert einen einfach nichts. Genau diese Ohnmacht packte das treibhaus-Modul mit dem Überthema «How to Flow» an – und öffnete auch Externen, also Alumni wie mir, die Möglichkeit, ihren Kreativmuskel zu trainieren, zu dehnen und zu sensibilisieren.

Damit uns die Inspirationsquellen nicht so schnell ausgehen, führten uns Sabine und Debbie durch die Dutch Design Week (DDW) in Eindhoven. Es folgten Wahrnehmungen, Reizüberflutungen, philosophische Gespräche über Schwämme und die ein oder andere Pommes. Lekker!
Dag 1
Vrijdag
Gerade angekommen in Eindhoven, machte sich ein vertrautes Gefühl breit: treibhaus-Vorfreude. Der Auftakt des Wochenendes drehte sich um das Thema Inspiration und die Frage: Was ist das eigentlich? Es folgten Metaphern, Theorien und Gedankenspiele, am Ende meinten alle dasselbe:
Inspiration ist ein Reiz, ein Funke, ein Muskelzucken, das das kreative Schaffen in Gang setzt.
Doch wie kommt man von einem Anreiz zu einem creative Flow? Und lässt sich das in eine Formel packen? Beim Wort „Formel“ blitzten kurz alte Mathe-Traumata auf, doch alle schafften es, ihre eigenen Regeln und Rezepte für den Creative Flow zu entwickeln, von esoterisch bis hochmathematisch. Variablen wie Reiz, Körper und Geist ersetzten x, y und cos(α). Wer hätte gedacht, dass Trigonometrie einmal so inspirierend sein könnte?
Während die treibhaus-Gewächse an ihren Abschlussarbeiten feilten, machten sich die Externies mit Debbie auf den Weg, um ihre Sinne zu schärfen und einfach mal bewusst wahrzunehmen. Wir lauschten blind dem Stadtlärm, nahmen den Park so intensiv wahr, dass wir kurz davor waren, an Bäumen zu lecken, und liefen rückwärts mit dem Handy als Rückfahrkamera durch die Gegend.
Dag 2
Zaterdag
Der Samstag startete getrennt: Schulterblick mit Kunden für die einen, Blinde-Objekt-Tast-Runde für die anderen. Ein Gegenstand wanderte durch alle Hände, aber die Emotionen dazu unterschieden sich bei allen. Oder war das nur der Zeichenstil?
Danach ging es zum Klokgebouw, zur 25. Ausgabe der Dutch Design Week. Auf dem Weg dorthin machten wir eine Sinnesübung: Ich entschied mich für Sprachfetzen, Halbsätze von Gesprächen anderer aufschnappen und daraus eine Geschichte bauen. Sehr zu empfehlen bei niederländischen Gesprächen.
Im Klokgebouw traf uns eine geballte Ladung Inspiration. Studierendenprojekte, Kunst, Fashion, Nachhaltigkeit, alles mit Stil & Ästhetik, aber allem voran: Haltung. Das diesjährige Thema «past present possible» war in jeder Ecke spürbar.
Ein Projekt, das mir besonders in Erinnerung blieb, war @rabbit.in.the.attic – ein Stop-Motion-Film, dessen Story mit den Requisiten wächst. Die Story ist also im ständigen Flow, sie wächst und erlangt Tiefe und Handlung mit jedem Detail, das hinzugefügt wird. Sehr spannend und vor allem passend zu unserem Thema.
Natürlich gab es noch mehr zu sehen: Pflanzen mit Macheten, Bausteine mit Moos und kugelsichere Westen für Schwangere. Allein für die Area rund um den Klokgebouw, würde sich ein eigener Artikel lohnen, deswegen Regieanweisung an Sabine: «bitte hier viele Bilder adden, gracias!»
Dag 3
Zondag
Sonntag war Reisetag, aber vorher noch ein Pflichtstopp: die Graduation-Ausstellung der Dutch Design Academy. Wir wurden durch das Areal geführt, und die Student*innen erklärten ihre Werke selbst. Besonders faszinierend fand ich ein Projekt eines Studenten, der Lautsprecher nur aus natürlichen Materialien gebaut hatte – inklusive Membran aus handgeschöpftem Papier. Eine Lampe, die live innerhalb von 45 min aus Wachs geformt wird und immer wieder eingeschmolzen und neu gestaltet werden kann. Oder auch die Tassen, die innerhalb von 60 sec händisch entstanden sind. Ein Experiment, das zeigt was der Mensch entstehen lässt, wenn er in einem maschinell automatisierten Zeitfenster agiert.
Mir hat die Führung nochmals gezeigt, dass Inspiration und Kreativität in so vielen Facetten und Formen kommen. Allein die Tatsache, dass sich so viele unterschiedlich denkende Kreativ-Schaffende allein in Eindhoven versammelt haben. Kein Projekt, das wir sahen, war deckungsgleich und keine Inspiration direkt die gleiche.
Danach im Zug nach Amsterdam, Deeptalk über das Erlebte und Smalltalk mit Unsinn inklusive. Im NXT Museum wartete dann das Gegenteil von hektischer Reizüberflutung, ein „Slow Looking“-Workshop. Eine halbe Stunde lang dieselbe Installation betrachten und mit jeder Minute mehr wahrnehmen und sehen. Ein bisschen wie Meditieren, nur mit LED. Mir wurde klar, wie wenig achtsam ich meine Umgebung wahrnehme. Ein schöner Reminder, dass man manchmal Stille braucht für Flow.
Dag 4
Maandag
Der Montag kam und mit ihm der vertraute pre-treibhaus-Blues. Doch vorher noch ein Highlight, ein Agenturbesuch bei KesselsKramer. Creative Director Gijs van den Berg teilte seine Weisheiten: Niemand stirbt an einer verpassten Deadline. Meetings sollten nie länger als 25 Minuten dauern. Und manchmal muss man’s einfach selbst machen.
Auf charmant-witzige niederländische Art teilte Gjis seine Erfahrungen aus dem Agenturalltag und machte uns als Nachwuchs-Kreativdirektoren Mut: unsere Ideen zu teilen, unserem Bauchgefühl zu vertrauen und uns in der Freizeit mit einem Side-Hustle kreativ zu beschäftigen und dadurch unseren Kreativmuskel weiter zu trainieren. Ich teaser hier auch gleich schon mal, dass im treibhaus Podcast WIP eventuell noch mehr von Gijs zu hören ist.
Nach dem Talk erkundeten wir die Agentur. Und holy gab es da was zu entdecken. Kurz zusammengefasst: eine alte Kirche mit Beichtstuhl, Altar und Orgel etc. mit einem hölzernen Fort in der Mitte und Arbeitsplätzen überall verteilt. Überall kleine visuelle und räumliche Überraschungen, verrückt, charmant und einfach sehr KesselsKramer.
Abschlussworti
Wie soll man da einen Abschluss finden? Ich könnte noch ewig weiterschreiben über Eindrücke, Gespräche und lustige niederländische Worte. Für mich war dieses Wochenende Kreativmuskeltraining, Inspirationsyoga und Sinnesmarathon in einem. Und mein Kopf brummt noch immer angenehm nach.
Ein großes Merci an den aktuellen treibhaus-Jahrgang für's herzliche Aufnehmen und gemeinsames flowen, rockt eure Abschlussarbeiten! Und ein riesiges Dankeschön, im Namen aller Externies, an Sabine und Debbie für dieses so erlebnisreiche und bereichernde Programm. Ich fühle mich durchwahrgenommen (neues Lieblingswort) und voller Energie, Inspiration und Vorfreude auf alles, was kommt.



































































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